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da sah mein plötzlich, wie die beiden Herrn
einander herzlich faßten bei der Hand
und sich begegneten im Bruderkuß;
da ward es klar, sie hegten keinen Neid,
und jeder stand dem andern gern zurück.
Der Erzbischof von Mainz erhub sich jetzt:
„Weil doch," so rief er, „einer es muß sein,
so sei's der Ältere." Freudig stimmten bei
gesamte Fürsten und am freudigsten
der jüngre Kunrad; donnergleich erscholl,
oft wiederholt, des Volkes Beifallsruf.
Als der Gewählte drauf sich niederließ,
ergriff er seines edlen Vetters Hand
und zog ihn zu sich auf den Königssitz.
Und in den Ring der Fürsten trat sofort
die fromme Kaiserwitwe Kunigund;
glückwünschend reichte sie dem neuen Könige
die treu bewahrten Reichskleinode dar.
Zum Festzug aber scharten sich die Reih'n,
voran der König, folgend mit Gesang
die Geistlichen und die Laien. So viel Preis
erscholl zum Himmel nie an einem Tag; .
wär' Kaiser Karl gestiegen aus der Gruft,
nicht freudiger hätt' ihn die Welt begrüßt.
So wallten sie den Strom entlang nach Mainz,
woselbst der König im erhab'nen Dom
der Salbung heil'ge Weihe nun empfing.
Wen seines Volkes Ruf so hoch gestellt,
dem fehle nicht die Kräftigung von Gott!
Und als er wieder aus dem Tempel trat,
erschien er herrlicher als kaum zuvor,
und seine Schulter ragt' ob allem Volk.
(Uhlaud.)
56. Kaiser und Reich im 18. Jahrhundert.
Für die Verfassung des alten Deutschen Reiches hatte der
Westfälische Friede auf lange Zeit hin die Entscheidung gegeben.
Es war fortan nicht mehr zweifelhaft, daß das Band einer festen
Staatseinheit zerrissen war und nur noch ein loser Bund die
deutschen Lande zusammenhielt. Man bewahrte zwar noch
die überlieferten Bezeichnungen von „Kaiser und Reich", aber sie
hatten ihre alte Bedeutung längst verloren. Das Oberhaupt
führte noch den Titel eines „römischen Kaisers", eines „Mehrers
des Reichs" und eines „Herrn der Christenheit" und wurde bei
seiner Wahl mit den Gewändern, der Krone und dem Schwerte
angetan, die nach dem allgemeinen Glauben einst Karl der Große
getragen hatte; allein dieser äußere Prunk und Schein war auch
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_der_Große Karl
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
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Xii. Gesetz und Recht.
Die römisch-katholische Kirche, deren Oberhaupt der Papst mit
dem Kardinalskollegium ist, ist in Preußen in die zwei Erzbistümer
Köln und Gnesen und in zehn Bistümer eingeteilt. Die Wahl der
Erzbischöfe und Bischöfe erfolgt durch die Domkapitel, wobei dem
Könige das Recht zusteht, die nicht genehmen Kandidaten Don der
Liste zu streichen. Unter diesen geistlichen Würdenträgern stehen die
Dekane oder Erzpriester und die Pfarrer.
Die zweite Abteilung verwaltet das höhere und technische Schul-
wesen. Ihr unterstehen die Provinzial-Schulkollegien, welche die Gym-
nasien, Realgymnasien, Realschulen, Seminare und höheren Töchter-
schnlen beaufsichtigen. Für die Universitäten bestellt der Minister
besondere Kuratoren als seine Vertreter.
Die dritte Abteilung für das niedere Schulwesen hat als aus-
führende Behörde die Königliche Regierung. Ihre Aufsichtsbeamten
sind die Schulräte, Kreis- und Orts-Schulinspektoren.
Die Geschäfte der vierten Abteilung werden von den Medizinal-
räten, den Kreisärzten und den Kreiswundärzten wahrgenommen.
6. Das Finanzministerium verwaltet das Staatsvermögen,
stellt den Staatshaushalt fest, der dem Landtage zur Genehmigung
unterbreitet wird, und überwacht die staatlichen Einnahmen und Aus-
gaben. Alle Einnahmen des Staates fließen in die G e n e r a l st a a t s -
kasse. Die Unterabteilungen derselben sind die Regier nngs-
hauptkassen, die Kreis- und Forstkassen. Das gesamte Rech-
nungswesen des Staates wird durch die Oberrechnnngskammer
in Potsdam geprüft.
Reichen die vorhandenen Mittel nicht zu größeren Ausgaben
für große, nutzbringende Unternehmungen, lute Eisenbahn- und Kanal-
bauten, so schreibt der Staat eine Anleihe aus. Über die erhaltenen
Summen stellt er Staatsschuldscheine oder Obligationen aus.
Ihnen werden Zinsscheine oder Coupons beigefügt, die an bestimm-
ten Zinsterminen eingelöst werden. Ein Talon dient zum Eintausch
neuer Coupons. Zeitweise lost der Staat eine Anzahl Schuld-
verschreibungen aus, zahlt den Betrag bar aus intb amortisiert
oder verringert dadurch seine Schuldenlast. Auch konsolidiert
oder vereinheitlicht er zuweilen mehrere Anleihen zu einer. Diese
Papiere werden Konsols genannt. Staatspapiere unterliegen wie
Aktien einem Kurse, d. h. steigen und fallen im Werte. Die preußischen
wie die Reichsschnlden haben eine besondere Hauptverwaltung.
7. Das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen
und Forsten hat die Fürsorge für Landwirtschaft, Fischerei, Jagd-
und Forstwesen und überwacht durch die Bezirksregierungen die
Staatsgüter (Domänen) und Forsten. Ihm unterstehen die Land-
wirt sch afts kämm ern, die Generalkommissionen intb die
Rentenbanken.
8. Dem Ministerium für Handel und Gewerbe liegt ob
die Fürsorge für jede Art Handel und Gewerbe, namentlich für
Schiffahrt, Reederei, Privatbanken und Aktiengesellschaften, Eichungs-
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vh Gregor Hildebrand Heinrich_Iv Heinrich Hanno_von_Köln Heinrich Heinrich Kaiich Heinrich Heinrich Gottes_Gnaden_König Hildebrand Volker Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Rom Bremen Goslar Harzburg Sachsen Langensalza
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Alpen, streckenweise ans Rindshäuten über Eis- und Schneeselder geschleift, um von dem Papste Lossprechung vom Banne zu erlangen. Drei Tage stand er im Januar 1077 barfuß und im Büßerhemde im Schlosshofe zu Canossa, wo der Papst bei der Markgräsin Mathilde weilte. Erst sein Flehen, der Markgräfin Thränen und eines Abtes Fürbitte endeten die Schmach des Kaisers und den Triumph des Papstes. Nach einem Fußfall wurde Heinrich vom Banne losgesprochen, sollte sich aber der Regierung vorläufig enthalten. Voll Ingrimm zog er heimwärts. Dort hatte man seinen Schwager Rudolf als Gegenkaiser ausgestellt. In der Schlacht wurde derselbe aber durch einen Lanzenstich tödtlich verwundet und seine rechte Hand abgehauen. Ster-bend sprach er: „Das ist die Hand, mit der ich Heinrich Treue schwur!" Heinrichs Anhang mehrte sich von Tag zu Tag. Als er alle seine Gegner in Deutschland zu Paaren getrieben, zog er nach Italien, eroberte Rom, belagerte den Papst in der Engelsburg und setzte einen andern Papst ein.
4. Das Ende der Gegner. Gregor rettete sich nach Unteritalien uni) starb dort in der Verbannung mit den Worten: „Ich habe das Recht geliebt und das Unrecht gehasst, darum sterbe ich in der Verbannung !" Heinrich war durch Irrthum und Leiden gebessert, weise, mild und gerecht geworden, aber das Unglück heftete sich an feine Fersen und verfolgte ihn bis über das Grab hinaus. Sein eigner Sohn empörte sich gegen ihn und nahm ihn gefangen. Zwar entkam er, doch der Gram brach sein Herz; er starb in den Armen seines Freundes, des Bischofs von Lüttich. Aber auch im Tode fand er keine Ruhe; 5 Jahre blieb feine gebannte Leiche nnbegraben. Ein Mönch aus Jerusalem wachte neben ihr und betete sür seine Seele. Erst 1111 wurde er vom Banne befreit und feierlich begraben. Sein herzloser Sohn Heinrich V. fand im Leben nichts als Kämpfe und starb endlich ungeliebt, unbetrauert und kinderlos, der Letzte aus dem fränkischen Kaiserhause.
Ix. Der erste Areuwg 1096—1099.
1. Ursachen der Kreuzzüge. Seit Helena, Konstantins Mutter, das heilige Land besucht und über der Gruft des Heilandes eine Kapelle erbaut hatte, zogen viele Pilger nach den heiligen Stätten. Als die Araber Herren Palästinas wurden, forderten sie von den Pilgern eine Abgabe, störten aber ihre Andacht nicht. Grausame Erpressungen und Mishandlungen hatten jedoch die Pilger zu erdulden, als die rohen Türken das Land eroberten.
2. Peter von Amiens, ein französischer Einsiedler, schürte das glimmende Feuer des Unwillens darüber zu Heller Flamme. Barfuß und barhäuptig, das abgeschabte Pilgerkleid mit einem Strick um-
Polcick, Realienbuch. (Geschichte). 9
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Extrahierte Personennamen: Mathilde Heinrich Heinrich Rudolf Rudolf Heinrich_Treue Heinrich Heinrichs Heinrichs Gregor Gregor Heinrich Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Helena Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Rom Engelsburg Unteritalien Jerusalem Konstantins